Unsere Angst vorm Wünschen oder die Macht des Denkens
Wie genau funktioniert positives Denken und vor allem, wie nicht? Und was passiert mit unseren Wünschen und „Bestellungen“, wenn wir mal nicht positiv denken? Müssen wir Angst haben das Falsche zu denken, weil dann unsere Wünsche nicht in Erfüllung gehen?
Das 20. Jahrhundert hat uns viel Neues geboten. Aber was unser Denken und Handeln betrifft, gibt es kaum ein anderes Konzept, das so sehr in unserem Alltag Platz fand, wie die Idee vom „positiven Denken“.
Dabei ist die Erkenntnis schon Jahrtausende alt.
Schon der große griechische Philosoph Epiktet hat erkannt: „Es sind nicht die Dinge, die uns Angst bereiten, sondern unsere Gedanken über die Dinge.“
Es gibt heute wohl kaum einen Unternehmer, der nicht eines der Werke von Dale Carnegie oder Dr. Joseph Murphy gelesen hätte, oder zumindest davon gehört hat. Das darin vertretene Leitbild ist im Grunde recht einfach: Denken Sie positiv! Und das immer und überall. Und auch wenn sie nicht wirklich daran glauben, dass alles gut wird, stellen sie es sich vor! Immer und immer wieder. Die Idee dabei ist Folgende: Durch die ständige Penetration unseres Unterbewusstseins durch die positiven Gedanken des Bewusstseins wird irgendwann eine positive Grundstimmung in uns erzeugt. Und diese positive Grundstimmung ist es, die uns dann erfolgreich werden lässt. Und zwar zwangsläufig. Denn unser Gegenüber spürt diese positive Grundstimmung und lässt sich davon anstecken. Im Prinzip ein recht einfacher Regelkreis.
In letzter Zeit hat diese Idee eine grandiose Renaissance gehabt.
Zusammen mit dem Film hat das Buch „The Secret“ phänomenale Auflagen erreicht. Darin wird das fundamentale Grundgesetz beschrieben: das „Gesetz der Anziehung“ (Law of Attraction). Auch dieses Gesetzes ist im Grunde einfach. Wir selbst sind es, die unsere Realität gestalten. Das heißt, wir erschaffen uns quasi unsere eigene Realität. Und zwar mit und durch unsere eigenen Gedanken.
Auch die leider verstorbene Bärbel Mohr, hat mit ihren Buch „Bestellungen beim Universum“ einen weiteren Megaseller geschrieben. Darin behauptet sie, dass wir alles bekommen können, was wir uns wünschen, wenn wir es nur richtig bestellen. Und damit sind wir wieder beim Konzept des positiven Denkens. Denn positive Gedanken ziehen eine positive Realität an und erschaffen sie damit, und negative Gedanken schaffen eben entsprechend eine negative Wirklichkeit.
So einfach ist das. Oder etwa doch nicht?
Was passiert, wenn sich doch einmal ein negativer Gedanke in unserem Kopf einschleicht?
Oder schaffen Sie das, lieber Leser, den ganzen Tag nur positive und gute Gedanken zu denken? Was ist, wenn Sie in den Nachrichten von Krieg und Katastrophen hören? Wenn Ihnen Ihr Nachbar mal wieder den Parkplatz zugestellt hat, oder ihr Mitarbeiter zum vierten Mal in dieser Woche zu spät kommt.
Und was ist mit unseren Zweifeln und Ängsten. Haben wir wirklich so viel Vertrauen, dass uns nichts, aber auch gar nichts aus unserem positiven Konzept bringen könnte? Ich glaube, dass nicht einmal die oben zitierten Autoren es geschafft haben, nie einen negativen Gedanken zu denken oder zu zweifeln.
Wenn wir dem Prinzip von Yin und Yang folgen, müssen unsere negativen Gedanken gedacht werden. Positives kann nur existieren, wenn es auch den negativen Gegenpol dazu gibt. Es ist also nicht nur normal auch mal negative Gedanken zu haben, sondern geradezu zwangsläufig. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen.
In einigen Büchern steht: Machen Sie sich keine Sorgen, die positiven Gedanken sind viel stärker wie die Negativen. Aber ich glaube, das ist falsch! Es kommt vielmehr auf die Intensität unserer Gefühle beim Denken an.
Negative Gedanken sind viel wichtiger, als positive Gedanken!
Wenn wir unsere menschliche Evolution anschauen, verstehen wir sehr schnell, warum negativen Situation und Gedanken so eine magische Anziehungskraft haben.
Wenn einer unser Vorfahren vor 10.000 Jahren vor seine Höhle trat, war es von existenzieller Notwendigkeit, zu erkennen ob, und wenn ja von wo, eine Gefahr lauert. Und die Gefahren damals waren oft sehr digital. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Fressen oder gefressen werden. Zum Beispiel von dem Säbelzahntiger, der neben dem Eingang zu unserer Höhle auf Beute gelauert hat.
Was also ist wichtiger? Sich über die wunderschöne Frühlingswiese vor der Höhle zu erfreuen, oder darauf zu achten, ob da nicht doch irgendwo ein Säbelzahntiger lauert.
Was ist Ihre Lieblingsspeise?
Stellen Sie sich doch mal Ihr persönliches Leibgericht vor. Und jetzt fragen Sie sich, was passieren würde, wenn Sie diese Speise den Rest Ihres Lebens nicht mehr genießen könnten. – Nichts. Jedenfalls nichts lebensbedrohliches, oder? Aber den „Säbelzahntiger“ in unserem Leben zu übersehen, gelingt uns in der Regel nur einmal. — Das ist dann aber auch oft gleichzeitig das letzte Mal.
Kein Wunder, dass die (scheinbar) ultimativen Gefahren für uns wichtiger sind. Es ist schon sehr klug von der Evolution „eingerichtet“, unsere Sinne für all die negativen (weil bedrohlichen) Dinge der Umwelt und des Lebens zu schärfen. So leben wir eindeutig länger! Und für den Ein oder Anderen ist das sicher ein Vorteil, den er gerne gegen sein Lieblingsessen tauscht.
Es sind nicht aber unsere Gedanken, die die Wirklichkeit erschaffen, sondern unsere intensiven Gefühle und Emotionen, die wir bei unseren Gedanken haben.
Angst ist mit Sicherheit ein negatives Gefühl. Angst lähmt. Durch unsere Angst „falsch“ zu denken, setzen wir uns selbst unter Druck und erreichen damit genau das Gegenteil von dem, was wir uns wünschen.
Unser Denken ist dabei eine Gauß´sche Normalverteilungskurve.
Es geht nur um Wahrscheinlichkeiten. Unsere Aufgabe ist es also, möglichst oft positiv denken und dabei auch oft positive Gefühle und Emotion zu haben. Wie wir sehen, gibt es im mittleren Bereich der Kurve eine positive Häufung, aber rechts und links dieser Häufung, gibt es eben auch andere, negative Werte. (Weil dies so normal ist, heißt diese Kurve eben Normalverteilungskurve.)
Das heißt, es ist völlig normal auch mal negativ zu denken und nicht gut drauf zu sein. Wichtig ist es nur, dass wir eben häufiger positiv denken. Weil wir nun aber wissen, dass unsere negativen Gedanken zwangsläufig dazugehören, brauchen wir nun keine Angst mehr vor ihnen zu haben.
Wenn Sie sich also wieder mal dabei ertappen, nicht so gut drauf zu sein, sagen Sie einfach „Stopp“. Stehen Sie auf und erheben Sie sich aus Ihrem Bürostuhl. Machen Sie einen kurzen Spaziergang und ändern Sie ihren „Standpunkt“. Auch körperlich! Erinnern Sie sich an ein schönes Erlebnis. Betrachten zum Beispiel ein Bild ihrer Familie oder von ihrem letzten Urlaub.
Dies alles hilft Ihnen, wieder in die Mitte ihrer „Denk-Kurve“ zu kommen. Und ganz wichtig: Sie brauchen keine Angst zu haben! Jeder Gedanke, ob nun positiv oder negativ, ist wichtig um unsere Realität entstehen zu lassen. Also machen Sie sich kein Stress, und heißen Ihre neue positive Realität willkommen.
Und denken Sie immer daran, es gibt heute keine Säbelzahntiger mehr. Und die, die wir im Alltag dafür halten, sind bei weitem nicht mehr so oft existenzbedrohlich wie vor 10.000 Jahren. Versprochen.
Und nun wieder viel Freude beim Lesen und guten Erfolg beim Umsetzen des Tipps. Schreiben Sie mir Ihre Meinung und Diskutieren Sie mit.
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